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Cannas und die Vererbungsmerkmale

Mendelsche Gesetze


Der österreichische Augustinermönch Gregor Mendel untersuchte um 1860 die erbliche Übertragung von Merkmalen bei Erbsen. Dabei entdeckte er die Regeln der Vererbung. Mit Mendels Erkenntnissen habe ich mich erstmals vor etwa 35 Jahren befasst, als ich eine Brieftaubenzucht pflegte. Um bei dieser Zucht besonders wichtige Merkmale zu vereinigen, legte ich Wert auf die Geburt von Bastarden (Hybriden). Zum besseren Verständnis der mendelschen Vererbungslehre halfen mir damals Ausführungen über Kreuzungsergebnisse mit der Wunderblume (Mirabilis jalapa). Kreuzt man zwei reine Rassen dieser Blume, also eine weiß und eine rot blühende, egal in welche Richtung, so wird die daraus resultierende Generation (Kinder) einheitlich rosa. Aus den Samen dieser Kinder wachsen aber wieder genau 25 % weiße, 25 % rote und 50 % rosarote Blumen. Sie sind also die Enkel der Ursprungskreuzung. Geht man dann hin und benutzt die Samen der Enkel als Saatgut, erblühen aus den weißen nur noch weiße, aus den roten nur noch rote und aus den rosafarbenen nur noch solche in rosa. Und diese letzte Linie führt sich dann bei weiteren Aussaaten (Generationen) unendlich gleich bleibend fort. Diese Gesetzmäßigkeit nannte Mendel "Spaltungsgesetz", was besagt, die erste Nachkommenschaft ist gleich, doch bei allen weiteren Generationen treten die ursprünglichen Eigenschaften wieder in Erscheinung. Sie spalten sich demnach heraus und gehen nicht verloren. Wollte ich künftig also doppelte und mehrfache Bastarde erhalten, musste ich mich vornehmlich mit den 50 % der "rosaroten" Zuchtergebnisse befassen. Auch diesbezüglich halfen mir weitere mendelsche Untersuchungen auf die Sprünge.

Mendel hatte nämlich rot blühende gelbe Erbsen mit weiß blühenden grünen Erbsen gekreuzt. Die Eltern hatten also mindestens zwei oder mehrere Merkmalspaare. Er fand bei Untersuchungen mit mehrfachen Merkmalspaaren heraus, dass jedes Paar der elterlichen Eigenschaften sich ebenso vererbungsgemäß verhält und aufspaltet, als ob es allein wäre. Aus diesem unabhängigen Verhalten der Erbfaktoren ergibt sich die Tatsache, dass bei Kreuzungen mit mehr als einem Faktorpaar ganz neue Kombinationen der Merkmale gezüchtet werden können. War das Zahlenverhältnis bei den Wunderblumen noch 1:2:1, wird es beim Einkreuzen von Mehrfachmerkmalen immer ausgiebiger. So kann die nächste Aufspaltung bereits bei 9:3:3:1 liegen und die übernächste bei 27:9:9:9:3:3:3:1.

Für die Zucht von Canna aus Samen ziehe ich nun den Schluss, dass bei Arten, deren beide Elternpaare bereits viele Mehrfachmerkmale beinhalten, immer noch Kommissar Zufall, also das Aufeinandertreffen zufälliger Chromosome, eine wesentliche Rolle spielt. Angenommen eine Samenkapsel beinhaltet acht reife Kerne. Bezogen auf die vorstehende letzte Zahlenkombination könnten sich diese Samen im besten Fall auf ein Verhältnis von 1:1:1:1:1:1:1:1 aufteilen und man hätte daraus vielleicht 4 neue Arten. Genauso könnten sie sich aber auch im Verhältnis 8:0:0:0:0:0:0:0 verhalten und es gibt keine besondere Sorte.


Um nunmehr ganz bestimmte Eigenschaften gezielter vererben zu können, ist es wirkungsvoller Elternpaare zu kreuzen, die zwar Mehrfachmerkmale besitzen, aber eher wenige. Damit lässt sich nämlich eine unendliche Verzettelung begrenzen.

Neu gezogene Canna Arten unterscheiden sich aber nicht unbedingt nur in ihrer Blütenpracht. Manchmal sind es lediglich die Blattformen oder -farben, die ein anderes Aussehen haben, als die des Elternpaares. Außerdem gibt es Farbtöne, die grundsätzlich über andere dominieren.

Doch noch etwas ist gut zu wissen! Bei der Vermischung des Erbgutes mancher Sorten, entsteht ein ungerader Chromosomensatz. Dieser macht eine weitere Kreuzung unmöglich, so dass sich keine vererbbaren Samenkerne mehr entwickeln können.

In diesem Kapitel habe ich versucht, nur einen ganz groben Extrakt aus den mendelschen Erkenntnissen zur Vererbung heraus zu filtern. Weitere Details würden sich als immens weitläufig erweisen und deshalb viel zu umfangreich.

Beispiel einer Kreuzung sowie deren Resultat

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Hier wurde von mir beispielsweise eine Blüte der Sorte "Talisman" mit den Pollen der "Australia" gekreuzt. Die daraus resultierenden sechs Samenkerne erbrachten sechs unterschiedliche Farben, wobei jeweils eine davon der Mutter sowie dem Vater sehr nahe kam. Demnach ist davon auszugehen, dass mindestens eines der Elternteile in seinem Erbgut mit etlichen Mehrfachmerkmalen behaftet war.  


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